In einer Zeit, in der auf Grund der aktuellen Ereignisse Religion, religiöses Leben und Erleben erneut ins Zentrum heftiger Auseinandersetzung geraten sind, fragte dieser Hochschuldialog nach säkularen Formen von Religiosität außerhalb der verfassten und bekannten Religionsgemeinschaften.
60 bis 70 Teilnehmer lockte das Thema an einem Freitagnachmittag an. Die Organisatoren hatten keine Mühe gescheut, um interessante Gesprächspartner aus den unterschiedlichsten Bereichen des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens für das angekündigte Thema zu finden. Folgende Bereiche wurden behandelt: Religionspsychologie / (Kirchen-) Musik, Islamische Theologie, Sport / Pädagogik, Systematische Theologie, Religionswissenschaft / Astronomie, Religionswissenschaften (Buddhismus) / Philosophie.
Im Rahmen von ca. 2-stündigen Workshops führten eingeladene Spezialisten in ihr Fachgebiet mit einem Impulsreferat ein. Lebhafte Diskussionen schlossen sich an. So wurde nach dem religiösen Erleben im (Extrem-)Sport gefragt, über religiöse Erfahrungen im Islam gesprochen, die Erfahrung von ehrfürchtigem Staunen angesichts großartiger kosmologischer Bilder aus der Weltraumforschung diskutiert und schließlich auch der Blick auf außerchristliche Religionen geworfen. Auch das Thema „Musik und religiöse Erfahrung“ konnte vertieft bedacht werden.
Den Abschluss des inhaltlichen Teiles bildete der Vortrag des Religionssoziologen Prof. Dr. Stephan Huber aus Bern über die Ergebnisse empirischer Studien zum religiösen Leben und Verhalten in unserer Gesellschaft. In der höchst kontrovers geführten Diskussion im Anschluss an diesen Vortrag zeigte sich die große Schwierigkeit, Kriterien der sozial-empirischen Erforschung des Phänomens Religiosität in unserer Gesellschaft zu entwickeln, die tragfähig sind.
In den eleganten Räumen der Orangerie des Erlanger Schlosses fand der Tag seinen Abschluss mit einem Empfang, der zu regem Austausch und Gesprächen genutzt wurde und der den Eindruck bestärkte, dass diese Veranstaltung Anlass für angeregtes Weiterdenken gegeben hat.
Organisiert wurde der Hochschuldialog vom Hochschulpfarramt der Universität Erlangen-Nürnberg, geleitet von Hochschulpfarrerin Dr. Isolde Meinhard. Kooperationspartner waren neben der Evangelischen Akademikerschaft, Landesverband Bayern, natürlich auch die Erlanger Studierendengemeinde. Die Veranstaltung steht in der großen und langen Tradition Evangelischer Hochschuldialoge an Universitäten und Hochschulen unseres Landes, die seit 2002 auf Initiative der Evangelischen Akademikerschaft in Zusammenwirken mit der EKD stattfinden. Der Erlanger HSD zeigte: Auch unter veränderten Bedingungen und einer schwieriger gewordenen Situation an Universitäten und Hochschulen ist das Format der Evangelischen Hochschuldialoge ein wichtiger Beitrage unseres Verbandes für Evangelische Bildungsarbeit an den Hochschulen.
Dr. Hans Birkel