Geist und Materie – ist das überhaupt noch ein Problem heute – im Zeitalter der „künstlichen Intelligenz“? Computergenerierter Geist! Kant und Hegel, die Heroen einer aufgeklärten Philosophie der Vernunft und eines freien Geistes – endgültig und endlich entthront und abgesetzt als Leitfiguren von Vernunft und Aufklärung?
KI – der Geist ist aus der „Flasche“! So könnte man sagen – aber wohin?
Überhaupt: Der Geist? Welcher Geist? Besitzen Algorithmen einen Geist?
Große Erwartungen, ja Versprechen verbinden sich mit dieser neuen digitalen Entwicklung, vollmundig „Künstliche Intelligenz“ genannt. Aufklärung tut not – weiterhin und offenbar heute erst recht. Welche Verwirrung entsteht um die angeblichen unendlichen Möglichkeiten von Entwicklung in technischer und kommunikativer Hinsicht mit den Perspektiven, die KI verheißungsvoll zu eröffnen scheint.
Eine neue Philosophie des Geistes tut not, um den entstehenden neuen Mythen um die entstehende KI-Welt mit ihren offenbar grenzenlosen Ansprüchen entgegenzutreten – nüchtern und mit aufgeklärtem Wissen um die Grenzen maßlos erscheinender Ansprüche.
Oh Vater Kant – wir geraten wieder in eine neue selbstverschuldete Unmündigkeit! Dein kritischer Geist tut uns not. Er möge uns lehren, unsere Grenzen neu zu bestimmen, verantwortliche Vernunft zu entdecken, die Freiheit zu bewahren und uns gegen neue Mythen zu schützen!
H.B.
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Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass irgendjemand ernsthaft glaubt, dass KI-Maschinen einen Geist im Sinne einer Philosophie des Geistes haben. Aber wahrscheinlich gibt es auch solche.
Das Problem liegt m.E. genau umgekehrt: Das verbreitete materialistische Menschenbild hat keinen Platz mehr für etwas, was mal der Geist sein sollte. In dieser Sicht könnte diese Glosse über uns Menschen geschrieben worden sein:
WIR wollen nicht akzeptieren, dass wir “nur” Algorithmen sind, die auf der Hardware des Gehirns laufen. WIR stellen maßlose Ansprüche an uns selbst, basteln Mythen um unsere geistige Natur, mitsamt einer Seele, betrachten uns gar vollmundig als Gottes Ebenbild. Hier tat Aufklärung not und sie ist naturwissenschaftlich gründlich erfolgt. KI will nicht besser sein als der Mensch, wie er sich einbildet zu sein, sondern eines Tages einfach die bessere Maschine, also besser das tun, was Menschen tatsächlich tun. Vielleicht schafft sie es sogar, uns daran zu hindern, den Planeten unbewohnbar zu machen, was unsere natürlichen “Algorithmen” ja offenbar nicht schaffen.
Das – so meine ich – ist die eigentliche Herausforderung: Unser Menschenbild, das Platz für Geist und Seele hat, wird konfrontiert mit einem Menschenbild, in dem kein Raum ist für solche “Selbstüberhöhungen”.