Das Reich Gottes ist schon da Impuls 17

Jesus hat mehrmals vom Reich Gottes gesprochen; dennoch gibt es unter uns ganz unterschiedliche Vorstellungen davon. Eine der wichtigsten Bibelstellen dazu ist Lukas 17:20, wo Jesus erklärt, dass das Reich Gottes unsichtbar und unzugänglich ist, dass es keinen Ort hat, aber in jedem von uns bereits vorhanden ist. Zu Pilatus sagt Jesus (Joh. 18:36), dass sein Reich nicht von dieser Welt sei, sondern von ganz anderer Art.

Das Reich Gottes ist also (1) innerlich in jedem Menschen und von geistiger Natur. Auch ist es (2) direkter menschlicher Beobachtung entzogen und dennoch (3) wirklich.

Interessant ist nun, dass von einem Sein mit diesen Merkmalen auch in der Physik gesprochen wird. Werner Heisenberg hat in ‚Physik und Philosophie‘ den Begriff  ‘Potentia’ von Aristoteles übernommen und meint damit eine merkwürdige Art von physikalischer Realität, die etwa in der Mitte zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit steht. Lothar Schäfer versichert uns in ‚Versteckte Wirklichkeit‘, dass die mathematischen Gestalten, die zu dieser Art von Realität gehören, wirklich existieren. Hans-Jürgen Fischbeck fasst das in ‚Erkenntnis und Bekenntnis‘ ontologisch genauer, wenn er feststellt, dass diese Potenzialität jenseits von Zeit und Raum existiert, daher nicht direkt zugänglich ist, aber dennoch auf die materielle Realität wirkt.

Damit ergibt sich eine vollständige Übereinstimmung zwischen dem Reich Gottes und jenem merkwürdigen Sein, von dem die Wissenschaft spricht. Das Reich Gottes ist wie die Potenzialität “von anderer Art” als die materielle Welt, nämlich von geistiger Art, es ist nicht raumzeitlich begrenzt und wirkt auf die materielle Realität. Das bedeutet zwar keine Identität beider Seinsweisen, kann uns aber eine Ermutigung und Hilfe sein, das Reich Gottes als wirklich und wirksam zu denken und es nicht für eine Floskel zu halten. Natürlich weiß die Physik nichts über die besonderen Merkmale des Reiches Gottes, die in vielen Bildgeschichten im Neuen Testament erläutert werden. Die Erfahrung zeigt aber, dass viele Geschichten des Neuen Testaments und Zusammenhänge unseres täglichen Lebens verständlich werden, wenn wir das Reich Gottes ganz im Sinne der Physik als wirklich existierende geistige Welt verstehen.

K.B.

 

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