Der Mensch hat 30 bis 36 Billionen Zellen. Nur mit Hilfe dieser schwindelerregenden Zahlen ist es möglich, sich eine Vorstellung von den unendlich vielen gespeicherten Informationen zu machen, welche notwendig sind, um die Aktivitäten einer derartigen astronomischen Anzahl zusammenarbeitender Zellen zu koordinieren. Jede Zelle weiß, was die anderen Zellen für Funktionen zu erfüllen haben. Sie hat in sich den genetischen Bauplan und damit die Gebrauchsanweisung. In jeder Zelle finden in jeder Sekunde zwischen dreißigtausend bis hunderttausend chemische Reaktionen statt. Manche Enzyme z.B. erledigen ihre Aufgabe bis zu tausendmal in der Sekunde. Enzyme sind Eiweißstrukturen, von denen wir mindestens zweihunderttausend verschiedenen Arten in unseren Körper haben. Von den Funktionen der übergroßen Mehrheit (hundertfünfundneunzigtausend) haben wir nicht mehr als einen blassen Schimmer.
Unsere Körperzellen können optimal ver- und entsorgt werden, wenn ihre Membranen reibungslos lebenswichtige Bausteine und Nährstoffe, Sauerstoff und Wasser und auch den Stoffwechselmüll ein- und ausschleusen können. Die Beziehungen zwischen den Zellen untereinander sind letztlich Beziehungen über Membrangrenzen hinweg. Woher „wissen“ die Zellen aber, wie sie ihren Stoffwechsel organisieren können?
Wenn man das wimmelnde, pulsierende und völlig hektische Treiben unter dem Elektronenmikroskop beobachtet, kann man kaum glauben, dass es nach einer systematischen Abfolge koordiniert wird.
Die Doppelhelix als Trägerin unseres genetischen Codes wird täglich bis zehntausendmal durch chemische Substanzen angegriffen. Ebenfalls zehntausendmal am Tag werden diese Beschädigungen repariert. Wie erfassen und bewältigen Zellen die pausenlosen Attacken?
Sie können Totes zum Leben erwecken. Sie sind die winzigen fleißigen Heinzelmännchen, die den Stoffwechsel erst lebendig machen. Da schwimmt z.B. so ein Atom des Elements Zink im Blut herum – so absolut tot, wie Metall eben normalerweise ist. Kaum verbindet sich dieses Metall-Atom mit einem Vitamin-Molekül, wird es plötzlich, innerhalb einer Milliardsten Sekunde oder noch schneller, springlebendig. Auf unseren Billionen Körperzellen sitzen vielerlei Metall- und andere Atome und warten nur auf Vitamine, um endlich quicklebendig werden zu können.
Das Gehirn ist eine feuchte, schwere, schwammige Masse. Was soll sie anders können als vertrocknen, härter oder weicher werden? Es tut jedenfalls, was es kann. Hören und sehen kann es nicht. Und auch sprechen kann es nicht. Wie soll auch diese schwere, schwammige Masse beim Eindringen gewisser Wellen plötzlich hören und dann auch noch sprechen können? Welches perfekte Zusammenspiel zwischen Retina, Labyrinth, Stimmritzen, Synapsen und vielen anderen Körperteilen machst es möglich, dass wir uns in geselliger Runde verständigen können?
An einem einzigen Tag werden in unserem Inneren Quadrillionen verschiedener Prozesse durchgeführt. Nicht Millionen oder Milliarden oder Billiarden oder Trillionen, nein, Quadrillionen. Und das mit unfassbarer Präzision. Und auch ohne das wir uns darum kümmern müssten.
Unser menschlicher Geist ist uns vertrauter und bekannter als unser Leib. Der bleibt uns fremd und in gewissem Grade transzendent – trotz aller Naturwissenschaft.
Uns bleibt letztlich wegen unseres Unwissens und Unvermögens nur, unseren Körper grenzenlos zu bewundern.
M.S.
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