Siehe, ich schaffe ein Neues Impuls 9

Auch das Jahr 2022 begann mit den Unwägbarkeiten der Pandemie, die in jeden Alltag reichen; mit Stürmen, die die Planungen für bestimmte Tage durchkreuzten; und schließlich gar mit militärischer Aggression in Europa und mit wirtschaftlichen Reaktionen aus der ganzen Welt, was alles jede und jeden einzelnen mitbetrifft. Hat der Abschiedsgruß noch Gehalt: „Bleiben Sie zuversichtlich!“ ? Was gibt Ihnen Zuversicht beim Blick auf kommende Wochen?

Vertrautes, würde ich zunächst sagen. Menschen, mit denen zusammen ich das neue Jahr beginnen konnte, zumindest gute Wünsche persönlich ausgetauscht habe, auf sie vertraue ich. Alltägliche Wege, zu Terminen durch die Stadt und zur Erholung im Wald, erden mich. Arbeitsschritte, die ich übersehe und kompetent ausführe, vergewissern mich. Könnte ich mich an Gott wenden, wie an ein Familienmitglied, „meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich traue“ (Psalm 91,2)? Biblische Zeugnisse stellen Gott so vor, alte Traditionen kennen ihn so: Gott hat alle Ordnungen wunderbar gesetzt und erhält sie nun. Das heißt? Golfstrom und Atmosphäre, Land und Fluss, tanzende Mücken und ziehende Vögel, Verträge und Landesgrenzen?

Wir erleben es anders – und sind nicht die ersten. Wir müssen mit Veränderungen zurecht kommen, schon ohne Katastrophen, im persönlichen Leben und Altern, in der Gesellschaft mit allem Fortschritt und in der Welt der Lebewesen mit Virusmutationen und Artensterben. Wie kann das sein, wenn doch Gott eine Burg und ein Bewahrer ist. Dann versündigt sich wohl die ganze Welt gegen Gott, die Menschen besonders – oder es gibt ihn gar nicht. Auch diese Traditionen reichen bis in die Bibel zurück.

Der 2. Prophet mit dem Namen Jesaja erfuhr Gott anders. „Siehe, ich schaffe ein Neues; jetzt wächst es auf, erkennt ihr´s denn nicht?“ (Jes 43,19), so gibt er Gottes Wort weiter. Da liegt das ganze Land verheert, und das Volk lebt im ganzen Orient zerstreut. Anfangs jedoch war Israel erst entstanden, weil Gott ein Neues schuf, indem er die allerlei Bausklaven auf gemeinsame Flucht aus Ägypten führte. Jesaja erinnert daran und traut auf Gottes unablässiges Erschaffen. Er sieht Gott nicht zusammen mit dem Vergangenen untergehen, sondern er entdeckt ihn überall, wo sich Lebensmöglichkeiten auftun, bisher unbekannt, aber doch echt.

Diese Sicht finde ich für unsere Zeit sehr plausibel. Physikalisch wissen wir, dass die kleinsten Elemente für alles, was ist, keine Teilchen sind, sondern Bündelchen Energien, immer in Bewegung. Biologisch lernen wir immer besser, wie nur das, was unablässig erneuert wird, am Leben bleibt. Alles, was es gibt, nimmt auch selbst Einfluss auf seine Entwicklung – nicht immer für alle zum Guten. Aber zugleich ist Gott schöpferisch tätig, zum Weiterleben, zum neu Aufleben. Ohne seine Kreativität könnte es nichts geben, und zwar jetzt und hier.

In unserer Zeit kann ich demnach Zuversicht aus dem Glauben an Gott schöpfen, weil er die Welt auf immer neue Möglichkeiten hin erschaffen hat, weil er mit den Entwicklungen am Leben erhält und in den Veränderungen Wege zum Heilsamen öffnet.

I.M.

 

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3 Gedanken zu „<span class="entry-title-primary">Siehe, ich schaffe ein Neues</span> <span class="entry-subtitle">Impuls 9</span>“

  1. “Neu” ist ein Relationsbegriff ; er bezieht sich auf etwas schon Vorhandenes oder so noch nicht Vorhandenes. Der Begriff besagt nicht, ob Vorhandenes so bleibt, sich verändert oder gar verschwindet. Mit “neu” ist ohne ergänzende Informationen auch kein Wertung verbunden. Wenn Neues erwartet oder angekündigt wird, ist daher immer Aufmerksamkeit geboten: Was bedeutet das für mich, meine Angehörigen, die Gesellschaft ?

    “Neu” steht auch im Bezug zum Zeitrahmen des Beobachtens: Kommt es pötzlich, gemächlich oder fällt in diesem Rahmen gar keine Veränderung auf ?

    Eine Grundanforderung an jedes Individuum oder seine Art ist, sich auf Veränderungen einzustellen und – so möglich – einen Lebensnutzen daraus zu ziehen. Je empfindlicher das Wahrnehmungsvermögen, je ausgeprägter die analytischen Fähigkeiten, je kreativer die Verhaltensweisen sind, desto eher kommt das Lebewesen mit Veränderungen zurecht, kann es gar Nutzen daraus ziehen.

    Im Rahmen des weltlichen Systems macht es einen wesentlichen Unterschied, ob die Veränderungen einer Kausalkette folgen oder kontingent sind. Sieht man Gott als letztendlichen Verursacher der Veränderungen, folgt daraus: Im ersten Fall wurde die Welt so geschaffen, dass es so ablaufen muss; im zweiten Fall kann man Veränderungen dem unmittelbaren Eingreifen Gottes zuschreiben.

    Die Analyse der Neuwerdung hat also einen transzendentalen Aspekt.

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    • In der Alternative zwischen Kausalkette und Kontingenz würde ich im ersten Fall von Verursachung, im zweiten Fall von Ermöglichung sprechen. Die Alternative ist sicher nicht sich gegenseitig ausschließend. So hat das Werden in der Welt beide Aspekte: Ursachen aus der Vergangenheit “drücken” sozusagen die Entwicklung, Möglichkeiten der Zukunft “ziehen” sie.

      Statt von einem unmittelbaren Eingreifen Gottes würde ich von einer Ermöglichung Gottes sprechen. Wenn Gott aus den Möglichkeiten eine auswählen würde (so würde ich das “Eingreifen” verstehen), wäre unklar, wozu es Möglichkeiten geben sollte. Denn der Schöpfung erst eine Palette von Möglichkeiten anzubieten, dann aber selber eine davon auszuwählen ist im Ergebnis ja nichts anderes, als von vorneherein nur diese eine Möglichkeit gehabt zu haben, da Gott selber die Alternativen ausschließt.

      Da uns die Quantenphysik gelehrt hat, dass die Idee von Möglichkeiten nicht nur auf unvollständiges Wissen zurückgeführt werden kann und damit illusorisch ist, sondern die Realisierung echter Möglichkeiten das Geschehen in der Welt offenbar in Übereinstimmung mit allen Beobachtungen ausdrückt, ist es gerade nicht so, dass uns Gott mit vorgegaukelten Möglichkeiten foppt.

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  2. Es herrscht nicht erst seit der Ukraine Krieg sondern vemutlich hat es bisher noch kein einziges Jahr gegeben hätte ohne Kriegsgräuel, allein im Irak sind 500.000 Kinder durch die Sanktionen verhungert. Der Mensch ist schon ein göttliches, aber auch grausames Wesen und man fragt sich, was sich Gott dabei gedacht hat, ihn so zu schaffen. Mit einer Art Todessehnsucht versehen hört er sein zerstörerisches Werk erst auf, wenn wie im ersten und zweiten Weltkrieg das Blut bis zu den Knöcheln steht und die Welt zugrunde geht. Und selbst ioder sogar gerade im Kampf gegen den Klimawandel richtet der Mensch noch die allergrößten Umweltschäden an.
    https://www.youtube.com/watch?v=SMIizBM-IyU
    Also da fällt es manchmal schon schwer, noch überhaupt irgendjemand zu vertrauen, und dennoch tut man es täglich und macht auch meistens gute Erfahrungen damit und darf die göttliche Gnade förmlich spüren. Aber objektiv ist der Mensch wirklich des Menschen Wolf und man könnte auf die Idee kommen, dass er sich Gott nur ausgedacht hat, um von dieser Tatsache abzulenken und dennoch sein Lebensheil zu finden.
    Der größte Teil der Welt verhält sich mitgtlerweile wie:

    (Filmzitat)
    Stellt euch vor, ihr werft einen Blick in die Zukunft und erschreckt bei dem, was ihr seht.

    Was fangt ihr mit dieser Information an? Zu wem würdet ihr geh’n? Zum wem?

    Politikern? Großindustriellen? Und wie würdet ihr sie überzeugen?

    Mit Daten, Fakten?…Viel Glück!

    Sie werden alle Fakten anzweifeln, die ihnen Sand ins Getriebe streu’n und ihre Profite verringern.

    Die Wahrscheinlichkeit umfassender Vernichtung stieg unvermittelt an.
    Der einzige Weg es aufzuhalten, war es zu zeigen, den Menschen Angst einzuflößen.

    Denn welcher vernünftige Mensch würde nicht wachgerüttelt angesichts der potentiellen Zerstörung von allem, was er kennt und liebt?

    Zur Rettung der Zivilisation, führte ich ihr die Vernichtung vor Augen.

    Was glaubt ihr, wie diese Vision aufgenommen wurde? Wie haben die Menschen auf ihre drohende Vernichtung reagiert?

    Sie haben sie verschlungen, wie eine Delikatesse.
    Sie hatten keine Furcht vor ihrem Niedergang, sie haben ihn aufgemotzt.

    Man erfreut sich daran in Fernsehsendungen, in Videospielen, in Büchern, in Filmen
    und von ganzem Herzen schloss die Welt die Apokalypse in ihre Arme. Sie rannte ihr voller Inbrunst entgegen.
    Niemand bemerkte, dass eure Welt in sich zusammenfiel, wie ein Kartenhaus.

    Es sterben Menschen an den Folgen von Fettleibigkeit, während unzählige andere verhungern.
    Kann mir das einer erklären?

    Bienen und Schmetterlinge sterben aus, die Gletscher schmelzen, die Algen blüh’n, rings um euch herum.
    Die Warnungen könnten nicht deutlicher sein, aber ihr wollt einfach nicht hören.

    In jedem Augenblick, steckt das Potential für eine bessere Zukunft,
    aber ihr weigert euch, das zu glauben.
    Ihr glaubt es nicht und darum unternehmt ihr auch nicht, was nötig wäre, um sie zu verwirklichen.

    Also wartet ihr auf diese schreckliche Zukunft, die ihr euch ausgesucht habt.
    Und zwar aus einem Grund…
    Weil diese Zukunft im Hier und Heute nichts von euch verlangt, nicht einen Handschlag.

    Also, ja, wir haben den Eisberg gesehen und die Titanic gewarnt,
    aber ihr steuert trotzdem darauf zu, volle Kraft voraus.
    Wieso?…Weil ihr unbedingt sinken wollt!

    Ihr habt aufgegeben!

    Aber an manchen Orten ist die Welt noch immer so, wie wir uns eine Welt mit einem “guten Gott” vorstellen:

    (Filmzitat)
    Du landest hier und gleich gehört Dir alles,
    das Land ist für Dich frei und nur noch Holz,
    Doch jeder Stein und Baum und jedes Wesen,
    hat sein Leben, seine Seele, seinen Stolz.

    Für Dich sind echte Menschen nur die Menschen,
    die so denken und so ausseh’n wie Du
    doch folge nur den Spuren eines Fremden,
    dann verstehst Du und Du lernst noch was dazu.

    Kannst Du hören, wie der Wolf heult unter’m Silbermond
    und weißt Du auch, warum der Luchs so grinst?
    Kannst Du singen, wie die Stimmen in den Bergen?
    Kannst Du malen, wie das Farbenspiel des Winds?

    Komm renn mit mir im Schattenlicht der Wälder,
    probier die süßen Beeren dieser Welt.
    Komm, wälze Dich in ihrer reichen Vielfalt
    und Du merkst, dass im Leben Dir nichts fehlt.

    Der Regen und der Fluß sind meine Brüder,
    der Reiher und der Otter mein Geleit.
    Und jeder dreht sich mit und ist verbunden,
    mit dem Sonnenrad, dem Ring der Ewigkeit.

    Wie weit wachsen Bäume hinauf?
    Doch wenn Du sie fällst, kriegst Du’s nie heraus.
    Und vergessen sind die Wölfe und der Silbermond
    und dass wir alle ebenbürtig sind.

    Wir müssen singen, wie die Stimmen in den Bergen,
    müssen malen, wie das Farbenspiel des Winds.
    Fremde Erde ist nur fremd, wenn der Fremde sie nicht kennt,
    drum gehört sie nur dem Farbenspiel des Winds.

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