Im Laufe seines Bestehens verfasste der Arbeitskreis “Gottesbild heute” Stellungnahmen zum Gottes- und Glaubensverständnis in Texten von Matthias Kroeger, Hans Küng und John Polkinghorne. Die sollten nicht nur der Information und religiösen Orientierung dienen, sondern auch von den Arbeitskreismitgliedern gemeinsam Vertretbares herausstellen.
Die zunehmende Pluralität von religiösen Überzeugungen wird zwar voll bejaht (wer will sich schon anmaßen, anderen zu sagen, was sie glauben sollen?). Deshalb brauchen aber nicht gemeinsame Grundlagen und verbindende Glaubensformen ihren Wert zu verlieren. Sie sind z.T. auch bei erheblichen Unterschieden der Angehörigen einer Glaubensgemeinschaft neu zu entdecken. Wozu sowohl Konservative wie auch Distanzierte, Kritiker der Kirchen und Konfessionslose viel beitragen können.
Matthias Kröger: Keine Beschränkung mehr auf traditionelle Erfahrungsformen Gottes
Bei der ersten Stellungnahme hat sich im Zusammenhang mit der „non-theistischen Theologie“ des Hamburger Professors für Kirchengeschichte M. Kroeger als Schwerpunkt die vieldiskutierte Frage nach der Personalität Gottes ergeben. Die traditionellen persönlichen Eigenschaften Gottes (u.a. als Schöpfer, Vater, Helfer, Richter, Adressat von Gebeten) müssen nicht mehr ausschließlich als angemessene Vorgaben für die bisher überwiegenden Frömmigkeitsformen angesehen und geglaubt werden; vielmehr sind auch Glaubensformen mit allgemeinen und nichtpersonalen Namen und Bezeichnungen für Gott möglich (und werden auch schon verwendet, z.T. alternativ-wechselnd mit personalen).
» Stellungnahme des theol. Arbeitskreises zu Matthias Kroeger (PDF-Datei)
Hans Küng: Auch nicht-christliche Religionen sind Wege zum Heil
In der Stellungnahme zu H. Küngs Gottesverständnis wird seine bisher für den Katholizismus ungewöhnliche Aussage hervorgehoben, dass auch andere Religionen als die christliche „Wege zum Heil“ sein können. Das hat erhebliche Auswirkungen auf das christlich-theologische Gottesbild, so nach Meinung vieler den Verzicht auf Mission (oder zumindest deren weitgehend verändertes Verständnis). Auch hier zeichnet sich die Überwindung eines lange Zeit bestehenden Gegensatzes ab, demzufolge (nach H. Küng) die eigene Religion weiterhin für die beste gehalten werden kann, ohne anderen Glaubensformen und Religionen die Wahrheit abzusprechen.
Küng entwickelt ein Gottesbild des Christentums, das keinen Widerspruch mehr gegenüber rationalem Weltverständnis und neuzeitlicher Naturwissenschaft enthalten soll. Religiöse und naturwissenschaftliche Erfahrungs- und Orientierungsformen können sich vielmehr ergänzen. Er gesteht auch anderen Religionen zu, ein „Weg um Heil“ zu sein. Das wird unterstrichen durch harte Kritik an der eigenen Religion in der Form der katholischen Kirche. Seiner Ansicht nach liegt der Grund dafür, dass die christlichen Religionen heute zunehmend unter Kritik stehen und der Atheismus zunimmt, auch darin, dass manche Positionen der Kirchen dem heutigen naturwissenschaftlichen und theologischen Kenntnisstand nicht mehr entsprechen. Er setzt sich ausführlich mit Religionskritik auseinander.
» Stellungnahme des theol Arbeitskreises zu Hans Küngs Gottsverständnis (PDF-Datei)
John Polkinghorne verbindet Glauben und Naturwissenschaft
Theologie und Naturwissenschaft sind bei der Annäherung an die Wahrheit der einen Wirklichkeit, die mit dem menschlichen Vernunftvermögen zu erschließen ist, gar nicht weit auseinander. Das schreibt der englische Physiker und anglikanische Bischof John Polkinghorne in seinem im Jahr 1998 erschienenen Buch „Glauben an Gott im Zeitalter der Wissenschaft“, zu dem der theologische Arbeitskreis kürzlich seine dritte Stellungnahme veröffentlicht hat.
Polkinghorn stellt in den beiden Bereichen Theologie und Naturwissenschaft grundlegende Veränderungen fest. In der Physik sind diese besonders im Übergang vom Weltbild der klassischen Physik zum Weltbild der Quantentheorie eingetreten. In der Theologie haben schon die spätantiken Konzilien die „Theoriendynamik“ mit neuen Paradigmen vorangetrieben. So sieht Polkinghorne z. B. die Deutung der Doppelnatur des Lichts analog zur Ausarbeitung des Dogmas von Chalcedon über die Doppelnatur Jesu Christi als (nach damaligem Verständnis) Mensch und Gott.
„An Gott im Zeitalter der Naturwissenschaften zu glauben, bedeutet die Gewissheit zu haben, dass hinter der Geschichte des Universums ein Gedanke und eine Absicht stehen, und dass der Eine, dessen verborgene Gegenwart sich drin ausdrückt, unserer Anbetung wert und der Grund unserer Hoffnung ist.“
Die Erklärungen der Realität durch den Glauben und die Theologie sind denen der Naturwissenschaft gleichwertig.
» Stellungnahme zu J. Polkinghorne “Glaube im Zeitalter der Wissenschaft” (PDF-Datei)