Ein Zeichen für Bildungsgerechtigkeit

Die Evangelische Akademikerschaft unterstützt in einem Gebiet, das zu ihrem Landesverband Pfalz-Saar gehört, eine lokale Initiative in Saarbrücken. Angedacht und organisiert hat sie ein Redaktionsmitglied der evangelischen aspekte.

 Können und können ist nicht dasselbe.

„Ich konnte mal eben vier Notebooks kaufen“, schrieb mir eine Frau, die für ihre vier schulpflichtigen Kinder während des Lockdowns das Homeschooling organisierte u n d einen Beruf auszuüben hatte. Sie konnte es immerhin, weil es ihr eben finanziell möglich war. Ihr Konnte war ein genervtes, ein verständlicherweise mit den ganzen Umständen haderndes.  Bei anderen war eine digitale Grundausstattung nicht vorhanden und beim besten Willen auch nicht erschwinglich. Mit schulischem Unterricht irgendwie versorgt werden, sollen sie dennoch.

Herrmann Preßler ist Pfarrer i.R. und Mitglied der Redaktion der “evangelischen aspekte”

Meine Schüler*innen, drei Jugendliche aus syrischen Flüchtlingsfamilien, die ich ehrenamtlich im Rahmen der Gemeinwesenarbeit eines Vereins (PÄDSAK, e.V., Saarbrücken) im Fach Deutsch unterstütze, gehörten zu den letzteren. Aber wir hielten durch zwischen März und Juni, sie lediglich mit einem Handy ausgerüstet. Wir wussten, dass es wie ihnen vielen anderen in unserem Stadtbezirk ging, einem Wohngebiet, in dem ökonomisch schwächere (auch deutschstämmige) Familien in Blicknähe ökonomisch besser gestellter wohnen. Mit Unterstützung der PÄDSAK rief ich ein Nachbarschafts-Spenden-Projekt ins Leben mit dem Ziel, wenigstens einige Familien mit einem Laptop und einem Drucker fürs schulisches Homeoffice auszustatten.

Rasch engagierten sich örtliche sozial eingestellte Politiker*innen mit, die Arbeiterwohlfahrt, die Bildungsgewerkschaft GEW und natürlich genügend Familien, die sowohl Geld- als auch Sachspenden (die verbalen Ermutigungen nicht zu vergessen!) aufbrachten, und der von mir geworfene „Schneeball“ rollte „Masse“ aufnehmend rasch ins Ziel. Dass ein örtlicher Markt für Medien und andere Produkte kräftige Rabatte für den „guten Zweck“ beim Einkauf gewährte, war die letzte Bestätigung dafür, dass ein Aufruf zur Solidarität nicht ins Leere läuft. Wir werden noch lange darüber diskutieren, dass Corona beides befördert (hat): den Egoismus u n d den Gemeinsinn.

Ende Juli konnten wir 19 sowohl deutschstämmigen als auch Flüchtlingsfamilien mit insgesamt 33 schulpflichtigen Jugendlichen eine digitale Grundausstattung überreichen. Eine Reaktion darauf mag stellvertretend für viele stehe. Als ein Familienvater die Geräte entgegennahm, machte er große Augen, verstummte, um dann zu sagen: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

Auch die Spender*innen – und jetzt kommt die Evangelische Akademikerschaft ins Spiel – erhalten etwas: die evangelischen aspekte ein Jahr lang kostenlos ab der Ausgabe 3/2020. Denn Bildungsgerechtigkeit ist uns – evangelisch-traditionell – ein großes Anliegen.

Hermann Preßler