70 Jahre Evangelische Akademikerschaft in Deutschland Nachbericht zur Tagung in Hofgeismar

Grund zum Feiern gibt es genug!

Auf der ersten Mitgliederversammlung des Gesamtverbandes vom 5.-7. April in Hofgeismar wurde gefeiert und ein neuer Vorstand für die nächsten drei Jahre gewählt.

Die Frühlingssonne meinte es gut mit den über 50 EA-Mitgliedern, die der Einladung zur ersten Mitgliederversammlung in der idyllisch gelegenen Tagungsstätte Hofgeismar gefolgt waren. Man genoss die stilvolle Atmosphäre des alten „Wilhelmsbades“, eines Kurbades des 18. Jahrhunderts mit seinem Gesundbrunnen, der sich einer Legende aus dem 30jährigen Krieg verdankt, und man genoss vor allem das Wiedersehen mit alten Freunden und Weggefährten und das abwechslungsreiche Festprogramm. Es gab auch Grund zum Feiern: Die Evangelische Akademikerschaft in Deutschland wurde im Jahr 1954 als Verein gegründet, wuchs rasant und ist auch heute bei stark geschrumpfter Mitgliederzahl immer noch eine wichtige Stimme im Konzert der evangelischen Kirche Deutschlands.

70 Jahre EAiD: Die Rückschau auf sieben prall gefüllte Jahrzehnte sollte aber keine nostalgische „Nabelschau“ werden, auch kein wehmütiges Erinnern der guten alten Zeiten, wo der Verein noch 7000 Mitglieder zählte (jetzt sind es unter 700), sondern die Rückschau sollte auch Mut machen, die Potentiale, die unser Verein immer noch birgt, weiterhin fruchtbar zu machen. Glauben – Denken – Handeln: Das ist immer noch eine gute Devise in einer Zeit, die immer unübersichtlicher und bedrohlicher zu werden scheint, in der Maßstäbe wie die Menschenrechte bedenklich ins Wanken kommen und der Glaube sich in Beliebigkeiten zu verlieren droht. Die EAiD steht immer noch für das Bemühen um einen erwachsenen, kritischen Glauben, für vorurteilsfreies, verbotsfreies Denken und für die Bereitschaft, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

So stand neben der Rückschau in Form eines kurzweiligen „Erzählcafes“, in dem vor allem die letzten 30-40 Jahre in persönlichen Geschichten und Erlebnissen lebendig wurden, auch der Blick nach vorn auf dem Programm. Von Rolf Freudenberg war zuvor ein kurzer, aber sehr informativer Abriss der EA-Geschichte gegeben worden, eine Vereinsgeschichte, die eigentlich einer ausführlicheren Untersuchung wert wäre: Vielleicht findet sich irgendwann ein Student oder eine Historikerin, die darin eine lohnende Promotionsaufgabe sähen? Material zum Vortrag können Sie übrigens vom Referenten als PDF-Datei bekommen (freudenberg@ev-akademiker.de).

In den laufenden Projekten, die im Weiteren vorgestellt wurden, wurde deutlich, dass diese Geschichte nicht minder lebendig weitergeht, auch wenn wir weniger geworden sind. Das westfälische Landsynagogenprojekt soll mit einem Festival synagogaler Musik weitergeführt werden, der Arbeitskreis Glaube und Naturwissenschaft präsentierte seine spannende Arbeit, die Time-out-Tagung für jüngere Akademiker ist immer noch ein Erfolgsmodell, und ein brandneuer Arbeitskreis mit dem Reizthema „Kirchenreform“ wird demnächst unter der Leitung von Dr.  Katarína Kristinová starten.

Diesem Thema war auch der Samstagvormittag gewidmet. Der Theologe, Philosoph, Pädagoge und Buchautor Dr. Markus Beile eröffnete mit seinem Vortrag „Erneuern oder untergehen. Die Kirche vor der Alternative“ eine lebhafte Debatte über die Notwendigkeit, Theologie und Kirche neu zu denken (siehe auch den Anschlussartikel von Reinhold Münster: „Dogmatische Versteinerungen oder die spannende Erzählung vom Reich Gottes“).

Um die Gedanken, Fragen, Ideen wieder zu erden und nicht nur den Geist, sondern auch die Genussfähigkeit zu stärken, gab es abends eine musikalisch umrahmte Weinprobe mit köstlichen Pfälzer Weinen – gespendet vom Pfälzer Kirchenpräsidenten i.R. Eberhard Cherdron, der am Sonntag auch den Festgottesdienst hielt, bei dem der alte Bundesvorstand verabschiedet und der am Freitagabend neugewählte mit Segenswünschen in sein Amt begleitet wurde.

Aus dem Vorstand ausgeschieden sind der bisherige Vorsitzende Dr. Jörg Winter, Dr. Dorothea Hegele und Gerd Kossow. Ein besonderes Dankeschön gilt Jörg Winter, der drei Wahlperioden die Geschichte und Geschicke der EA aktiv mitgestaltet hat, und der dem Vorstand weiterhin als Berater zur Verfügung stehen wird. Auch Dorothea Hegele und Gerd Kossow sei für ihr Engagement in der letzten Wahlperiode gedankt, auch sie werden unserer Arbeit verbunden bleiben und sich weiterhin für den Verein stark machen.

Dem neugewählten Vorstand gehören an:

Rolf Freudenberg (Vorsitzender)

Elke Münster (Vorsitzende)

Michael Wuschka (Schatzmeister)

Dr. Reza Kharrazian

Dr. Barbara Schmid

Christian Reich

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne – und so wünschen wir den „Alten“ sowie den „Neuen“ die Freude und den Elan des Anfangs, die Lust am gemeinsamen Planen und Machen, und Gottes nachsichtiges Lächeln, wenn nicht immer alles so gelingt, wie man es sich vorgestellt hat…

 

Beschreibung des Titelbildes:

Von links nach rechts:

Vorn: Christian Reich, Reza Kharrazian, Michael Wuschka, Elke Münster, Barbara Schmid.

Hinten: Dorothea Hegele, Jörg Winter, Rolf Freudenberg, Gerd Kossow.