Welche Bildungsprozesse und Bildungssysteme sind nötig, um die Verantwortungsfähigkeit und -bereitschaft von Menschen zu fördern? Diese Frage stand im Zentrum der Delegiertenversammlung der Evang. Akademikerschaft in Deutschland e.V. (EAiD) vom 29.4.–1.5.2011 in Fulda.
Das Hauptreferat zum Tagungsthema hielt Oberkirchenrat Dr. Jürgen Frank, Leiter des Ressorts „Bildung“ im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland. Er betonte dass gerade die evangelischen Bildungseinrichtungen – von den evangelischen Kindertagesstätten über die evangelischen Schulen bis hin zur evangelischen Erwachsenenbildung – der Bildung zur Verantwortung eine besondere Bedeutung beimessen. In dem Ziel, Mündigkeit, Kritikfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und soziales Engagement zu stärken, zeige sich ein wichtiges Erbe der Reformation.
Allerdings dürfe verantwortliches Handeln nicht einfach als moralische Leistung einzelner, besonders gebildeter Persönlichkeiten verstanden werden, sondern als solidarisches Handeln innerhalb einer Gemeinschaft von Menschen, die wechselseitig aufeinander angewiesen sind. Bildung zur Verantwortung dürfe deshalb nicht isoliert auf die Persönlichkeitsbildung Einzelner setzen, sondern müsse immer eine Anstrengung zur Bildung aller im Sinne einer solidarischen Gemeinschaft sein. Dieser Grundsatz präge auch die Bildungsanstrengungen der Evangelischen Kirche, die sich aktuell unter dem Leitsatz „Niemand darf verloren gehen“ für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland einsetzt.
Die Delegiertenversammlung nahm die Impulse des Vortrags in einer breiten Diskussion auf und unterstützte die Initiative der EKD zur mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland. Zur Weiterarbeit am Thema wurde ein Arbeitskreis „Evangelische Bildung und Verantwortung“ eingesetzt.