Vor und für Weihnachten Drei Miniaturen von Reinhard Schmidt-Rost

Am vierten Advent

Die Dunkelheit bricht nachmittags schon ein
Zur Kaffeestunde und mit Schnee vermischt,
Ein zweiter Stollen wird jetzt aufgetischt,
Adventskranz strahlt im Vierer Kerzenschein.

Wer wollte da noch ohne Freunde sein?
Erinnerungen werden aufgefrischt,
die lastenden Gedanken weggewischt,
derweilen friert es draußen Stein und Bein.

Das ist die rechte Zeit der Weihnachtsgrüße,
der Karten, guten Worte, Jahres Briefe,

Vielleicht ein Päckchen auch mit Plätzchensüße
zu zeigen, dass die Freundschaft noch nicht schliefe,

das Jahr hindurch die Nähe war versteckt,
die Weihnachtszeit sie still und heimlich weckt.

 

Dringender Wunsch

Die Weihnachtswünsche haben sich gewendet
Dem Mensch mit Herz und leidlich guten Willen:
Dass Gottes Geist die Macht Gier möge stillen,
und seine Güte allen Wahn beendet,

der ungebremst Not und Verderben sendet
mit der Kanonen unersättlich brüllen,
die Stadt und Land in Todeswolken hüllen.

Es ist der dringend Wunsch, dass endlich endet

der Kampf, der Leben rücksichtslos zerstört,
dass Opfer er noch vor Vernichtung rettet

der Geist, der Menschenklagen hört
und die Verwundeten zur Ruhe bettet.

Was kann man sich mehr wünschen dieser Zeit,
als dass durch Menschen Hilfe er bereit‘?!

 

Stille Nacht – wortlose Nacht

Dem Engel hat es die Sprache verschlagen!
Was soll er noch sagen?
Er schwebt zwischen Hoffen und Bangen.
Im Herzen verschlossnes Verlangen,
zu stillen die bitteren trostlosen Klagen,
die längst schon in himmlische Höhen gedrungen …
wo sonst die Chöre der Engel gesungen,
will niemand mehr Worte des Friedens wagen.

Die Decke des Todes die Sterne verhüllt,
und in der nächtlichen Runde,
an glühenden Kohlen die Hirtenschar
hockt mit verschlossenem Munde.

Doch da hebt einer den Kopf und spricht:
Ich sah ein helles, frohes Gesicht,
vielleicht im Traum, vielleicht auch nicht,
die Botschaft aber war klar:
Lasst hinter euch, was da war,
was euch beschwert und bindet auf Erden,
hofft, dass doch bald kann Frieden noch werden.

Reinhard Schmidt-Rost